Zum Welttag des Buches

Das liest die Redaktion von NeuLand

Die Welt feiert am 23. April die Vielfalt des Buches und damit auch die Kraft von Erzählungen. Unsere Redaktion liest leidenschaftlich gerne. Wir haben zu diesem Anlass einige Literaturtipps, kurze Zitate und persönliche Leseeindrücke eingesammelt.

Adrian Franco liest

„Eliete – A vida normal“ von Dulce Maria Cardoso
(Tinta-da-China, Lissabon 2018, ISBN: 978-989-671-562-5):

Dulce Maria Cardoso ist in Portugal und Angola aufgewachsen und hat den angolanischen Unabhängigkeitskrieg erlebt. Als Rückkehrerin nach Portugal nimmt sie in ihren Romanen Bezug zur eigenen Familiengeschichte.

Ihr Roman „Die Rückkehr“ (Secession Verlag für Literatur, Basel 2021, ISBN: 978-390-595-163-9) wurde in das Deutsche übersetzt, ihre Werke würden mit dem Auftritt Portugals als Gastland der Frankfurter und Leipziger Buchmessen in Deutschland bekannt.

Der portugiesischsprachige Roman „Eliete – A vida normal“ spielt in Cascais, einem Vorort von Lissabon und erzählt aus der Perspektive einer in den 1970ern/1980ern großgewordenen Tochter ihre Beziehungen zur Mutter, zur Großmutter und zu ihrem Ehemann sowie zu ihren Töchtern.

Gudrun Hackenberg liest
„Das Mädchen im Strom“ von Sabine Bode
(Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017, ISBN: 978-3-608-96200-0)

»Bei meinem Wunsch, die Geschichte Gudrun Samuels weiter zu erforschen, trieb mich vor allem folgende Frage an: Wie bewahrte sie ihre Selbstachtung, obwohl sie so lange der Willkür anderer ausgeliefert war?«

Die Begebenheiten dieses Romans von Sabine Bode, basieren auf der realen Überlebensgeschichte der Jüdin Gertrude Meyer-Jörgensen (geb. Salomon). Es gelingt ihrer Familie nicht mehr den Repressionen durch die Nationalsozialisten auszuweichen und rechtzeitig nach Amerika auszuwandern.
Die Protagonistin des Buches, Gudrun Samuel, die schließlich in Gestapo-Haft gerät, schafft es nach ihrer Freilassung im Oktober 1940 nur noch, sich über Königsberg und Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn in Richtung Shanghai abzusetzen.
Aber selbst dort wird ein Ghetto gebildet. Ein unglaubliches Buch, das viele Details enthält, die hierzulande unbekannt sein dürften.

Stefanie Kalla liest

„Meditation ohne Geheimnis. Eine Führung ins Innerste“ von Ayya Khema
(Jhana Verlag im Buddha-Haus, Oy-Mittelberg 2021, ISBN: ‎978-393-127-441-2)

Dukkha ist ein Begriff, ohne den wir in der buddhistischen Lehre nicht auskommen. Dukkha bedeutet alles, was nicht zufriedenstellend ist, uns nicht beglückt, uns unerfüllt lässt, Leid erregt.

Man kann Dukkha auch mit Existenzangst übersetzen. […] Wünsche und Erwartungen sind auf etwas aufgebaut, das nicht der Realität entspricht, sondern einer Fantasie oder Hoffnung entspringt. Wir wollen aber die Realität kennenlernen; in des Buddhas Worten: „die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind.“

Gisela Mertel liest

 „Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen“ von Carl Schlögel
(Carl Hanser Verlag, München 2015, ISBN: 978-3-446-24942-4):

Für viele nüchterne und erfahrene Beobachter des Jugoslawienkrieges ist der Krieg gegen die Ukraine eine Art Déjà-vu. In der Tat gibt es erstaunliche Parallelen. Und doch kommt im Krieg, den eine hochgerüstete Nuklearmacht gegen einen europäischen Staat vom Zaun gebrochen hat, etwas qualitativ anderes oder Neues zum Vorschein. Bei der Wiederkehr der Gewalt bestürzen nicht nur spezifische Details – also die Scharfschützen, die Folter, der Abschuss einer Passagiermaschine, die Brutalitäten separatistischer Freischärler und Söldner –, sondern die Erfahrung mit einer militärischen Eskalationsdominanz, in der derjenige die Zügel in der Hand behält, der über das letzte Wort verfügt, in diesem Fall: Waffen, vielleicht sogar Nuklearwaffen.

Bei der Lektüre von Schlögels Buch frage ich mich, was Europa und die Welt zumindest in den letzten acht, aber eigentlich dreißig Jahren gemacht haben!

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Raphael Müller-Hotop

Ich heiße Raphael Müller-Hotop, bin Psychologe und war von Oktober 2014 bis August 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des NeuLand e.V.. Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue das Engagement der AutorInnen und Ehrenamtlichen mitzuerleben und gemeinsam mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen dieses verbindende Projekt mitzugestalten. Was mir an NeuLand außerdem besonders gefällt ist der Austausch mit den AutorInnen und unser Ziel, durch die Vermittlung eines breiten Spektrums an Perspektiven Verstehen, Kennenlernen und Dialog zu fördern.