Wir sind die Welt!

Ich komme aus Afghanistan. Auf meiner Flucht kam ich durch verschiedene Länder mit verschiedenen Kulturen. Jedes Mal, wenn ich weiterkam, habe ich mich mehr gefragt, ob wir Menschen sind, oder ob wir nur tun, als ob wir Menschen sind. Ich habe auf der Flucht oft erlebt, dass Menschen mir Hilfe anboten, aber in Wirklichkeit wollten sie nur mein Geld und ihren Vorteil. Es geht generell auf der Welt viel zu viel ums Geld. Kriege werden nicht geführt um Religionen, sondern um Geld. Und mit dem Geld bauen wir Waffen und kaufen wir Waffen.

Wir Menschen sind schuld an den Kriegen, weil wir uns nicht füreinander interessieren. Stattdessen kaufen wir teure Sachen, die in armen Ländern ganz billig hergestellt werden. Unser Problem auf der Welt ist nicht nur Krieg, sondern auch Armut. Bildung wäre die Lösung für diese Probleme. In Afghanistan gibt es ein Sprichwort: „Schau zuerst, wie viel Platz du in deinem Magen hast, dann gehe einkaufen“. Würden wir diesen Spruch beherzigen, würden wir nicht wertvolles Essen wegwerfen oder teure Sachen kaufen, die wir gar nicht brauchen und für die andere gelitten haben.

Die Umwelt: Unsere Welt ist unser Zuhause

Wir reden hier auch viel über die Umwelt, aber wir sind es, die sie schmutzig machen. Unsere Welt ist unser Zuhause. Wir müssen unser Zuhause sauber halten. Wie wir zuhause leben wollen, so sollten wir auch draußen respektvoll handeln. Keinen Müll oder Zigaretten wegwerfen, keine Kaugummis auf den Boden spucken, Picknickreste wieder mitnehmen — aber das sind nur ein paar Beispiele von Milliarden.

Wir sagen, dass alle Menschen gleich sind, aber wir machen große Unterschiede, wem wir wie helfen oder wem wir vertrauen oder misstrauen. Wir verlassen uns da oft auf das Äußere, Klamotten, Hautfarbe, Haare. Ich finde es einfach schade, weil schlechte Leute in teuren Kleidern ihre schlechten Sachen oft einfach weitermachen können.

Illustration: Elena Buono

Bessere Bildung für bessere Menschen

Niemand wird als Rassist, Terrorist oder Ausländer geboren. Wenn ein Kind später Rassist oder Terrorist wird, dann ist seine Erziehung durch die Eltern oder Schule Schuld oder Mitmenschen, die einen Einfluss auf ihn haben. Für mich gibt es auch gar keine Ausländer. Mein Zuhause ist meine Welt. Wir leben alle auf dieser einen Welt und eigentlich gibt es gar keine Grenzen. Wir haben sie gemacht. Wir müssen als Menschheit Hand in Hand zusammenhalten. Keiner sollte wegen seiner Religion, wegen Krieg oder Armut sterben oder beleidigt werden.

Wir müssen mehr auf die Bildung für alle achten. Wer Bildung bekommen hat, hat die Chance auf eine eigene Meinung und glaubt nicht so einfach, was ihm ein Iman, ein Politiker oder jemand mit Macht erzählt. Ich glaube, wenn Terroristen oder Rassisten eine bessere Bildung bekommen würden, dann würden sie wahrscheinlich bessere Menschen sein, vielleicht Ärzte oder Lehrer.

Wir Menschen müssen aufwachen, rausgehen und zeigen, dass wir alle zusammen über unsere Welt entscheiden, nicht nur ein paar Personen. Wir müssen den Machthabern zum Beispiel in den USA oder in Nordkorea zeigen, dass sie nicht alleine über die Welt entscheiden können — wir brauchen keinen dritten Weltkrieg. Wir brauchen Frieden und Ruhe und Menschlichkeit. Wir sind die Welt und wir gestalten die Welt!

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Raphael Müller-Hotop

Ich heiße Raphael Müller-Hotop, bin Psychologe und war von Oktober 2014 bis August 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des NeuLand e.V.. Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue das Engagement der AutorInnen und Ehrenamtlichen mitzuerleben und gemeinsam mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen dieses verbindende Projekt mitzugestalten. Was mir an NeuLand außerdem besonders gefällt ist der Austausch mit den AutorInnen und unser Ziel, durch die Vermittlung eines breiten Spektrums an Perspektiven Verstehen, Kennenlernen und Dialog zu fördern.