Ein Fotoprojekt des italienischen Fotografen mit mehr als 50 Flüchtlingsportraits und einem Interaktionsversuch für Interessierte.
„Seit ich denken kann, wohnen in meiner Brust zwei große Leidenschaften: das Theater und die Fotografie. Leidenschaften, die sich stets gegenseitig genährt haben. Am Theater war ich über 30 Jahre als Schauspieler und Regisseur tätig. Dank meiner Ausbildung als Darsteller und meiner ständigen Präsenz auf der Bühne konnte ich spezielle Muskeln trainieren wie Empathie, Demut, Beständigkeit, Zuhören, Vertrauen, Strenge, Mut und Vorstellungskraft. Ich habe gegen Feinde gekämpft, die sich Vorurteil, Hochmut, Machtmissbrauch und Ausgrenzung nennen. In der bequemen und nachdenklicheren Rolle des Regisseurs habe ich gelernt, komplexe Inhalte zu schätzen, unterschiedliche Ausdrucksformen zu vermischen, um sie letztendlich zu einer einzigen Botschaft zusammenzufügen.“ Marco Pejrolo

„Die Welt ist lebendig, weshalb sie sich in einem stetigen Wandel befindet. Pausenlos. Und wir mit ihr zusammen. Heute ist eine für uns unbekannte Welt bis zu unserer Türschwelle vorgedrungen. Kraft und Mut haben sie aus Schmerz und aus unsäglichen Leiden geschöpft. Die Flüchtlinge sind bis zu uns gekommen und haben – ohne es zu wollen – alles hinter sich gelassen, was ihnen bekannt, vertraut und lieb war, und sich in unfreiwillige Erkunder unserer Welt verwandelt. Hier nennt man sie „Flüchtlinge“. „Zuflucht-suchende“ würde ich meinen – auf der Suche nach Schutz. Sie haben auf meine Augenlider geklopft. Ich habe mich entschieden, sie aufzuschlagen.“ Marco Pejrolo

„Ich habe mich gefragt: inwieweit kann man jenes Mitgefühl, das die Hand des Fotografen lenkt, der die Wirklichkeit abbildet, übertragen? Kann man den Betrachter einladen, sich daran zu beteiligen, sich in ein aktives Subjekt zu verwandeln? Das Bild alleine genügte nicht.
Die Fotografie sollte zum Spiegel werden.
Im Zuge des Widerspiegelungsprozesses wird das Subjekt zum Objekt. Es betrachtet, beobachtet, erkennt, identifiziert, offenbart sich. Wenn man dann länger vor dem Spiegel verweilt, kann es passieren, dass das Subjekt nicht nur sich selbst reflektiert (widerspiegelt), sondern beginnt, selbst zu reflektieren (nachzudenken), nämlich Gedanken, Emotionen, Gefühle zu erahnen. Und wenn die Fläche, vor der wir uns selbst betrachten, kein Spiegel wäre, sondern ein Foto, das das Gesicht eines anderen abbildet? Von Unbekannten, die ihr Leben bis hierher mitgezerrt haben, indem sie aus Krieg und Zerstörung geflohen sind? Wären wir dann noch imstande, ein Stück von uns in jedem Bild zu erkennen? Etwas von unserer Vergangenheit? Etwas von unserer Idendität?“ Marco Pejrolo

Die Fotoausstellung „SPIEGEL DER SEELE“ , vom 3. August bis 2. September im Flughafen München, Terminal 2.
Die Ausstellung ist ein Interaktionsversuch zwischen dem Betrachter und den ausgestellten Fotos. In jedem Foto begegnen wir einem Paar Augen. Jeder kann sich in Ruhe wie vor einen Spiegel stellen und in diesen Augen ein Fragment seiner selbst entdecken. Diese Gedanken dürfen wir festhalten, indem wir sie aufschreiben. Neben jedem Foto ist dazu Gelegenheit. Daraus wird eine Art Kollektivbuch mit den Eindrücken und Stimmungen entstehen, die das Portrait bei uns Zuschauern ausgelöst