Somalia

Somalia liegt am Horn von Afrika. Ich möchte gern einen Augenblick lang etwas darüber erzählen. Denn viele Menschen wissen nicht so viel über Somalia. Von 1960 bis 1990 war die beste Zeit für Somalia. Es gab 16 Regionen und die Hauptstadt war Mogadischu. Es gab einen Diktator und er hatte viel Macht. Er hat viele Schulen und Universitäten gebaut, aber er hat auch viel Krieg mit den Nachbarländern geführt. Auch im Land selbst gab es viele Probleme, zum Beispiel mit einer kleinen Gruppe, die ihre eigene Region für sich haben wollte. 1992 war Somalia kaputt, weil die Gruppe den Norden und die Mitte Somalias angegriffen hat. Der Präsident Somalias, Mohammed Siad Barre, ist geflohen. Seit diesem Tag gibt es keine Sicherheit in Somalia und jeder kann machen was er will!

Seit ich auf die Welt gekommen bin, habe ich in Somalia nur Krieg gesehen. Leider habe ich Somalia nie erlebt, als es noch sicher war. Seit 2006 gibt es in Somalia außerdem noch diese Gruppe: Al Shabaab. Niemand weiß, was sie wollen! Sie töten, wen sie wollen, und sie lassen am Leben, wen sie wollen. Sie benutzen den Namen meiner Religion Islam, um Menschen zu töten. Sie beschmutzen den Koran. Diese Gruppe ist gefährlich, und auch ich habe große Probleme mit ihr gehabt.

Bevor Al Shabaab kam, war ich mit meiner Familie in meiner Stadt. Alles war super und ich hatte viel Glück! Meine ganze Familie war da, mein Bruder war Journalist und mein Vater war Lkw-Fahrer. Ich war Schüler. In meiner Freizeit habe ich meinem Bruder mit der Kamera geholfen. Das war die beste Zeit meines Lebens, aber sie kommt nie wieder! Al Shabaab hat meinen Vater getötet, und nachdem mein Bruder etwas darüber geschrieben hat, wollten sie auch ihn töten.

Nach zwei Monaten ist mein Bruder weggelaufen, und bis heute ist er verschwunden. Niemand weiß, wo er hingegangen ist. Meine Mutter hat uns erzählt, dass mein Bruder zurückkommen würde. Aber das war nur eine vage Hoffnung. Nachdem mein Bruder weggefahren ist, habe ich mit Angst gewohnt.

Ich wollte die Arbeit meines Bruders fortführen, trotz der Gefahr. Aber meine Mutter hat gesagt, ich soll es lassen. Und tatsächlich habe ich ein paar Tage später die Nachricht von Al Shabaab bekommen, dass sie mich töten wollen.

Im März 2013 bin ich aus Somalia weggefahren, damit ich sicher leben kann. Heute kann ich nicht nach Somalia zurückfliegen. Ich vermisse meine Familie sehr. Trotzdem kann ich sie nicht sehen! Ich habe nur die Hoffnung, dass ich meine Familie irgendwann wiedersehen kann. Ich bete jeden Tag für sie.

Illustration: Antje Krüger

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Raphael Müller-Hotop

Ich heiße Raphael Müller-Hotop, bin Psychologe und war von Oktober 2014 bis August 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des NeuLand e.V.. Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue das Engagement der AutorInnen und Ehrenamtlichen mitzuerleben und gemeinsam mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen dieses verbindende Projekt mitzugestalten. Was mir an NeuLand außerdem besonders gefällt ist der Austausch mit den AutorInnen und unser Ziel, durch die Vermittlung eines breiten Spektrums an Perspektiven Verstehen, Kennenlernen und Dialog zu fördern.