Meine Schwester ist zehn.
Sie ist eine Malerin.
Manchmal verstehe ich ihre Gemälde nicht.
Wände malt sie als Brücken
und Freiheit als das wehende Haar einer Frau im Wind.
In ihrem Gemälde heilt eine Axt die Baumwunde
und ein Stein verteidigt die Beständigkeit des Spiegels.
Sie malte einmal eine Kugel, die sich bei einer Taube entschuldigte.
Meine Schwester ist zehn
Sie ist eine Malerin.
Manchmal malt sie das nicht Vorhandene.
Letztes Jahr malte sie zwei Beine,
ein Stück Brot und Zukunft für ein Kind.
Gestern, als ich ihr vom Heimweh erzählte, sagte sie:
»keine Sorge, ich male für dich!«
Meine Schwester ist zehn
Sie ist eine Malerin
und sie malt mir
Heimat!
