Ich komme aus einem Land, das seit der spanischen Eroberung im 16. Jahrhundert aus Einwanderern besteht. Ich bin in Buenos Aires geboren und aufgewachsen. Mich haben die Geschichten der Einwanderer immer schon fasziniert, ihre Suche nach einem neuen Leben, nach Möglichkeiten, nach Glück. Als Kunststudentin in Argentinien hörte ich jeden Tag eine Radiosendung morgens vor der Uni, die Interviews mit Einwanderern sendete, die ihre Geschichten erzählten – die meisten aus Europa. Vier Jahre später habe ich mich entschieden, den umgekehrten Weg zu gehen, von Argentinien nach Berlin, um dort an der Kunstakademie zu studieren. Und wie das Leben so spielt, jetzt bin ich länger als 20 Jahre in Deutschland, ohne dass ich das jemals so geplant habe. Kunst ist – bewusst oder unbewusst – für mich etwas Autobiographisches. Kunst hat immer etwas zu sagen, ist immer eine Botschaft. Deswegen ist meine Kunst nicht abstrakt. In meiner Kunst kann man sehen, wie ich mich auseinander- setze mit Heimat, Heimatlosigkeit, Zuhause, Migration, Verlust und Gewinn. Als Vorbild habe ich mein eigenes Land. Ich sehe die Bereicherung in Argentinien durch die Mischung aus verschiedenen Kulturen, die alle gemeinsam eine neue Kultur bilden. Jeder Argentinier ist sich der Tatsache bewusst, dass er aus einer Mischung von verschiedenen Kulturen besteht.



Foto: Alejandra Gonsebatt
Meine Arbeiten entstehen aus alten Fotos von echten Migranten. Sie vermitteln eine Authentizität und berühren den Betrachter dadurch umso mehr. Meine Botschaft ist, den Betrachter zu sensibilisieren und ihn entdecken zu lassen, wie komplex die Gefühle sind, die durch die Migration entstehen: Traurigkeit, Entspannung, Hoffnung, Freude, Hass, Angst und andere mehr. Letztendlich aber entscheidet der Betrachter, welche Botschaft er erhält, weil eine Kommunikation zwischen dem Bild und der Geschichte jedes einzelnen Betrachters entsteht. Bei jeder Ausstellung kommen Besucher auf mich zu und erzählen mir, dass sie meine Bilder an ihre eigene Familiengeschichte erinnern, zum Beispiel an die Migration ihrer Eltern oder Großeltern. Ich finde das gut, weil dann bleibt Migration nicht etwas Fremdes, sondern wird etwas Eigenes.