
Zentral, geräumig und bezahlbar, von so einer Wohnung träumt fast jeder Flüchtling. Ich bin vor fast zwei Jahren angekommen und wohnte damals in einer Halle, deren Lage nicht ganz optimal war. Deshalb beschloss ich, die Sprache so schnell wie möglich zu lernen, um mit Menschen kommunizieren zu können und mir selber zu helfen. Aber es gibt etwas Schwierigeres, als die Sprache zu lernen – und zwar, eine Wohnung zu finden. Ich suchte jeden Tag nach einer Wohnung, bin aber auf ungeahnte Schwierigkeiten gestoßen. Ich suchte im Internet, auf Facebook, usw. Ich sah viele interessante Angebote und schrieb endlos viele Mails. Aber bedauerlicherweise bekam ich keine Antworten.
Doch endlich bekam ich eine: Allerdings enthielt diese viele Fragen, denn mein Deutsch war teilweise unverständlich und der Vermieter merkte wahrscheinlich, dass ich Ausländer bin. Die Fragen warenfolgende: Woher kommst du? Was arbeitest du? Hast du ein Tier? Wenn ja, dann tut es mir Leid, nein! Ich freute mich sehr darüber, nicht weil ich kein Tier habe, sondern weil ich überhaupt eine Antwort bekam. Trotz meiner Hoffnung hat es nicht geklappt, denn er wusste, dass ich aus Syrien komme und zudem nicht arbeite. Ich versuchte mich zu beruhigen und sagte mir: Er hat recht, vielleicht hat er Angst vor Fremden.
Illustration: Caro Zwinz
Mittlerweile lernte ich Tag und Nacht Deutsch und versuchte immer Kontakte herzustellen. Durch meine Fähigkeiten, meinen Humor und meine Begabung lernte ich eine Frau kennen, die mir half. Sie war sehr nett und an einem Tag sagte sie zu mir, dass ich bei ihr wohnen dürfe, ohne, dass ich etwas von meiner Wohnungssuche erzählt hatte. Ich wohnte bei ihrer Familie, sie war verheiratet und hatte drei Töchter und einen Sohn. Es war alles schön, aber nicht alles Schöne bleibt für immer. Ich müsse raus, ihr Mann sei nicht zufrieden mit der Wohnsituation, sagte sie. Ich musste in eine andere Unterkunft umziehen, denn ich durfte nicht in die alte zurückkehren. Die neue Unterkunft sah wie ein Gefängnis aus.
Glücklicherweise lernte ich eine neue Familie kennen, das war ein Zufall. Ich lernte Deutsch in einer Sprachschule und die Mutter der Familie besuchte auch einen Sprachkurs. Aber nicht für Deutsch, weil sie Deutsche ist. Sie machte Kaffee in der Küche der Bibliothek und ich wollte auch Kaffee trinken. Da habe ich sie erkannt. Sie kam damals immer zur Halle, in der ich wohnte und half uns mit verschiedenen Projekten. Ich sprach sie an und sie reagierte sehr nett und lud mich zum Abendessen ein. Das war so herrlich – nicht nur das Essen, sondern auch die Atmosphäre. Ich erzählte pausenlos von mir und sie merkten, wie fleißig ich bin. Zum Schluss fuhren sie mich auch nach Hause und ihr Mann sah, wo und wie ich wohnte. Die Lage der Unterkunft sei so schlimm und da könne man überhaupt nicht wohnen, sagte er. Sie entschieden sich dafür, mir bei der Suche nach einer Wohnung zu helfen. Sie taten es wirklich und ich fand meine Wohnung. Ansonsten hätte ich wohl noch immer keine gefunden. Das verstehe ich auch unter Integration, denn sie haben etwas von Herzen gemacht. Auf diese Weise kann man eine Wohnung bekommen. Man muss aktiv sein und die Sprache lernen, denn sie spielt eine entscheidende Rolle. Um eine Wohnung in München zu finden, braucht man Kontakte und Vitamin B.