Stimmenmosaik in der Universitätskirche St. Ludwig, 30.11.2018
Die Stimmung im Pfarrsaal der St. Ludwig Kirche an der Münchner Universität ist an diesem Abend besonders. Die Lesung, die in wenigen Augenblicken beginnt, wird nicht wie die anderen NeuLand-Lesungen sein. Dieses Mal sind Geflüchtete verschiedener Generationen und mit den unterschiedlichsten Fluchthintergründen zusammengekommen, um über Flucht, Heimat und Selbstbestimmung zu sprechen. Hört das Publikum während der NeuLand-Lesungen normalerweise eine Mischung aus lustigen, unterhaltsamen, bewegenden und überraschenden Texten, zum Beispiel über ihre Erfahrungen in Deutschland, schöne Momente und Pannen bei Integrationsbemühungen und kulturelle Unterschiede, so sind die Texte an diesem Abend eher autobiographischer und philosophischer Natur und regen zum Nachdenken und Nachempfinden an.
Die NeuLand-Redakteure Gudrun Hackenberg und Raphael Müller-Hotop leiten mit viel Einfühlungsvermögen durch den Abend. So liest Gudrun den ersten Text der 92-jährigen aus Brüx stammenden Erna Wenzel, die aus gesundheitlichen Gründen leider nicht selber anwesend sein kann. Die 78-jährige Hedwig Bäcker aus Rumänien berichtet anschließend von der Vertreibung aus ihrer Heimatstadt im Banat und der Zwangsarbeit, die sie und ihre Familie in der Bărăgan-Steppe leisten mussten, bevor NeuLand-Autorin Sarah (37) beschreibt, wie frei und sicher sie sich als Frau und Mutter in Deutschland im Vergleich zum Iran fühlt. Nach der Pause teilt NeuLand-Autor Samh Yousef (25) aus Syrien seine Gedanken zu den Themen Heimat, Staatenlosigkeit und dem Ankommen mit dem Publikum. Abschließend spricht die Psychiaterin Dr. Dorette Poland aus Schlesien darüber, was ihr ihre Eltern über ihre Geburt im Güterwaggon während der Vertreibung erzählten, und wie sich dieses Ereignis auf ihr ganzes Leben auswirkte.
Wir danken allen AutorInnen dafür, dass Sie den Mut und die Zeit aufgebracht haben, uns während dieses eindrücklichen und bewegenden Abends an ihren Erlebnisse und Gedanken teilhaben zu lassen. Desweiteren danken wir Gudrun Hackenberg und ihrem Orga-Team für die tolle Organisation, Raphael Müller-Hotop für die Unterstützung bei der Moderation und ganz besonders der Universitätskirche St. Ludwig für die Bereitstellung des Pfarrsaals.