Wenn der Mond im neunten Monat des islamischen Kalenders sichtbar wird, ist die Zeit des Ramadan. Fast alle Muslime warten auf diesen Monat, aber für viele Nicht-Muslime stellt sich die Frage, was Ramadan überhaupt ist. Ramadan hat keinen festen Termin, denn der islamische Kalender richtet sich nach dem Mond und ist ganz anders als der gregorianische Kalender. Er verschiebt sich immer um 11 Tage, deshalb wandern die Monate jedes Jahr 11 Tage nach vorne. Das bedeutet, dass der Ramadan sowohl im Winter als auch im Sommer stattfinden kann. Die Muslime fasten ab der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Während des Tages dürfen sie nicht essen und nicht trinken, egal wie lang oder wie heiß der Tag ist.
Die dritte Säule des Islam
Fasten gehört neben dem Glaubensbekenntnis, den täglichen Gebeten, der Wohltätigkeit für Bedürftige sowie der Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islam. Das Fasten im Ramadan ist als dritte Säule also eine wichtige Grundlage des muslimischen Glaubens. Das Ziel ist nicht nur der Verzicht auf Essen und Trinken, sondern stärkt auch den Geist sowie die Selbstdisziplin. Man kann danach die Gefühle der bedürftigen, notleidenden Menschen besser verstehen. Daher ist das Spendenaufkommen von Muslimen während des Ramadan besonders hoch. Die Menschen besinnen sich darauf, anderen zu helfen. Kinder, Schwangere, Kranke, alte Menschen und Reisende dürfen essen und trinken, sie sollten jedoch möglichst die Tage, an denen sie nicht gefastet haben, nachholen.
Was ist im Ramadan besonders und was machen die Menschen in Damaskus in diesem Monat?
Viele Menschen beginnen kurz davor einzukaufen, weil sich die Kosten der Lebensmittel in diesem Monat erheblich erhöhen. Außerdem werden fast alle Straßen dekoriert und geschmückt. Die Moscheen werden richtig geputzt, denn es ist die Zeit, um näher zu Gott zu kommen. Der Wecktrommler macht sich bereit, um seine Nachbarn in der Nacht mithilfe einer Trommel aufzuwecken. Im Ramadan geht es auch darum, die Beziehung zwischen Menschen zu verbessern, sie laden sich gegenseitig ein, um das Fasten zusammen zu brechen. Darüber hinaus gibt es jedes Jahr zahlreiche Serien im Fernsehen, die nur während des Ramadan gesendet werden. Die bekannteste Serie ist “Die Tür des Gässchens”.

Foto:Foto: Samh Yousef
Was hat sich für mich beim Ramadan geändert?
Ramadan bedeutet Familie. Das heißt, dass alle Mitglieder der Familie an einem großen Tisch sitzen und auf den Gebetsruf zum Beginn des Essens warten. In Deutschland geht das Gefühl verloren. Zwar ist es die Zeit des Ramadan, aber man hat keine Lust nach dem Sonnenuntergang allein zu essen, obwohl man Hunger hat. Die Fragen, die von den Geschwistern gestellt werden, sind nicht mehr da, wie zum Beispiel: „Was gibt es heute zum Essen?” Oder: „Wer wird heute bei uns eingeladen?” Man hört auch keine Witze mehr über die Fastenzeit oder man sieht keine rennenden Menschen, die gerade von der Arbeit kommen und Eile haben, weil sie gerne bei der Familie sein wollen. Zum Ende der Fastenzeit nach 30 Tagen findet das Zuckerfest statt. Es ist wie Weihnachten, neue Klamotten werden gekauft, Kinder bekommen Geschenke und Geld. Und es wurde so genannt, weil es zu diesem Fest eine riesige Auswahl an Süßigkeiten gibt.