Ein Kirschbaum im Garten

ür mich ist Heimat ein komplexer Begriff, ganz schwierig zu übersetzen. Es ist ein sehr deutsches Wort. Mit dem spanischen Wort „hogar“  verbinde ich die Gefühle, die sich in der Kindheit entwickeln, zum Beispiel die engen Gefühle zu Vater und Mutter, dem Elternhaus, die Geborgenheit, das Vertrauen, Gerüche der Kindheit aus der Küche, das Familienessen am Sonntag, die Wärme der Sonne im Garten, der Kirschbaum mit superleckeren Früchten, das Baumhaus in der Pinie. Wenn wir älter werden und diesen Ort der Kindheit verlassen und uns woanders niederlassen, lernen wir andere Gebräuche und Sprachen, in denen wir uns ausdrücken und schaffen eine neue Heimat, ohne die alte zu vergessen. So haben sich in mir viele kleine Heimaten durch Beziehungen mit neuen Menschen und neue Lebensumstände gebildet, die ich immer bei mir trage. Weil das ist Heimat für mich: die Beziehung zwischen mir und allem, was mich umgibt. Deswegen ist das Wort „Heimat“ sehr persönlich und individuell. Ich habe das Gefühl, in Deutschland ist Heimat sehr mit der geographischen Herkunft verbunden. Weil es das für mich nicht ist, bin ich frei, kann überall leben und habe die Heimat immer bei mir.

mi casa – mein Haus
Mischtechnik auf Papier, ca. 20 x 20 cm, 2016
Alejandra Gonsebatt (www.alejandragonsebatt.com)

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Raphael Müller-Hotop

Ich heiße Raphael Müller-Hotop, bin Psychologe und war von Oktober 2014 bis August 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des NeuLand e.V.. Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue das Engagement der AutorInnen und Ehrenamtlichen mitzuerleben und gemeinsam mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen dieses verbindende Projekt mitzugestalten. Was mir an NeuLand außerdem besonders gefällt ist der Austausch mit den AutorInnen und unser Ziel, durch die Vermittlung eines breiten Spektrums an Perspektiven Verstehen, Kennenlernen und Dialog zu fördern.