Der Meister der Rollen

Wie ich in Deutschland lernte arabisch zu kochen

Das Essen ist sehr wichtig, sowohl für unsere Gesundheit als auch für unseren Körper. Als ich in Syrien war, konnte ich überhaupt nicht kochen, weil meine Mutter normalerweise für uns kochte. Doch nachdem ich nach Deutschland gekommen war, musste ich es selber lernen. Da ich am Anfang nicht kochen konnte, musste ich die Fertigprodukte aus dem Supermarkt essen. Diese schmeckten mir bedauerlicherweise nicht. 

Am Anfang wusste ich gar nicht, dass es arabische Läden gibt, denn ich sprach kein Deutsch und konnte wenig Englisch. Mithilfe eines Freundes erfuhr ich, dass es eine Straße gibt, wo man alle arabische Zutaten finden kann. Einerseits war das sehr gut, andererseits war das traurig, weil ich nicht kochen konnte. 

Nachdem ich die Zutaten gefunden hatte, musste ich einen Weg finden, um ein arabisches Gericht zuzubereiten. Daher rief ich meine Mutter an und fragte nach dem Rezept für ein leckeres Gericht. Sie erzählte und ich notierte gleichzeitig. Und nun, da ich die Zutaten und das Rezept hatte, begann ich mit dem Kochen. Doch das war nicht so leicht. Ich habe am Anfang viel Essen in den Müll geworfen, denn es ist einfach nicht gelungen. 

Trotz der Schwierigkeiten gab ich nie auf und versuchte es weiter, ohne mich zu beschweren. Mein Motto war, je mehr ich versuchte, desto leckerer würde das Essen am Ende werden. Damit hatte ich recht. Mein erstes Gericht war „Schawarma“. Die Deutschen haben es „die Rollen“ getauft. Es war unheimlich köstlich, das Geheimnis waren die arabischen Gewürze. 

Danach habe ich jeden Tag ein anderes Rezept gelernt. Zum Schluss habe ich eine Party gefeiert und alle meine deutschen Freunde eingeladen. Sie waren unglaublich begeistert, nicht nur von der Atmosphäre, sondern auch von dem leckeren Essen. An diesem Tag habe ich circa 60 von meinen Rollen gemacht, dazu gab es Salat „Tabulé“ und Falafel. 

Obwohl die deutsche Küche nicht so berühmt ist wie die französische und italienische, gibt es unzählige Arten von Kuchen. Zum Beispiel Apfelkuchen, Aprikosenkuchen und Zwetschgendatschi. Letzteren findet man in Bayern, den ich nur empfehlen kann! In Deutschland verbringen die Deutschen nicht viel Zeit, um ein Gericht zuzubereiten. Entweder kaufen sie Pizza oder sie kochen etwas Einfaches, was nicht so viel Zeit braucht. Dagegen brauchen wir Araber viel Zeit, um ein Gericht zu kochen. Es kann sein, dass wir zwei Stunden oder mehr brauchen. Die syrischen Frauen sagen: „Der Weg zum Herzen ist das Essen.“ 

Es gibt noch etwas, das mich sehr überrascht hat. Die Deutschen trinken das Wasser normalerweise mit Kohlensäure. Zunächst fand ich es nicht so wichtig, aber seitdem ich das Wasser mit Kohlensäure probiert habe, trinke ich es immer so. Das Wasser schmeckt besser, obwohl Wasser eigentlich nach nichts schmecken muss. 

Abschließend lässt sich sagen, dass ich inzwischen der Meister der Rollen bin. Es tut mir leid, dass ich das Rezept nicht verrate. Es bleibt mein Geheimnis. 

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Raphael Müller-Hotop

Ich heiße Raphael Müller-Hotop, bin Psychologe und war von Oktober 2014 bis August 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des NeuLand e.V.. Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue das Engagement der AutorInnen und Ehrenamtlichen mitzuerleben und gemeinsam mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen dieses verbindende Projekt mitzugestalten. Was mir an NeuLand außerdem besonders gefällt ist der Austausch mit den AutorInnen und unser Ziel, durch die Vermittlung eines breiten Spektrums an Perspektiven Verstehen, Kennenlernen und Dialog zu fördern.