5 Jahre LWC – Hoffnung, Licht und ein offenes Ohr

Zunächst einige allgemeine Worte: Die Unruhen in Krisenländern wie Afghanistan haben viele Familien dazu veranlasst, aus ihrer Heimat zu fliehen und Sicherheit in anderen Ländern zu suchen, wie auch ich, der ich damit ein Beispiel unter Tausenden bin.
Die Stadt München und weitere sozial engagierte Einrichtungen wie die Lichterkette e.V. und die Innere Mission München hatten angekündigt, im Jahr 2015/2016 Tausende von Geflüchteten zu unterstützen. Obwohl die Geflüchteten in München nun in sicherer Lage sind, gibt es noch viel zu tun, und die Gemeinde braucht Hilfe.

Täglich stellen großzügige Münchnerinnen und Münchner ihre Zeit ihre Mittel zur Betreuung von neu hinzu kommenden Geflüchteten Verfügung. Als Antwort auf den hohen Hilfebedarf war ich in dieser auch als Freiwilliger im »Lighthouse Welcome Center® « und in Ge- meindegruppen aktiv, um ihnen auch selbst in meiner Rolle als hier Angekommener zu helfen. Die »Lichterkette« tut ihr Bestes, um diesem Bedarf an Unterstützung gerecht zu werden, indem sie Ideen wie das »Lighthouse Welcome Center®« durch freiwilliges Engagement in die Tat umsetzt.

Diese ehrenamtliche Mitwirkung im »Lighthouse Welcome Center®« war für mich eine lebensverändernde Erfahrung. Ich hatte durch diese Erfahrung die Möglichkeit, die wirklichen Herausforderungen noch tiefer zu begreifen, mit denen Menschen wie ich konfrontiert sind. Da das Leben die Angekommenen gezwungen hat, in einem Land, das nicht ihr eigenes ist, zu Geflüchteten zu werden und ihre Lebenskompetenzen und Anpassungsfähigkeiten in Frage zu stellen, müssen sie irgendwie die Widerstandskraft, den Mut und die Bereitschaft finden, ihr Leben wiederaufzubauen.

» Immer wieder kann es zu Missverständnissen oder gar zu Enttäuschung kommen. «

Als freiwillig Mitwirkender des »Lighthouse Welcome Centers®« in der Bayernkaserne arbeitete ich mit Menschen, die gezwungen waren, ihr Land zu verlassen und ihr Leben in München neu aufzubauen. Das Motto »Lighthouse« beschäftigt sich eng mit Menschen, die eine wertschätzende, vielfältige und friedliche Gesellschaft zum Ziel haben und hilft ihnen auf ihrem Weg zur Integration, damit sie in Sicherheit und Würde in München leben können. Die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, reichen von der Ohnmacht, in einem fremden Land eine Arbeit zu finden, bis hin zu Fragen der ärztlichen Behandlung und Asylangelegenheiten. Meistens ist alles, was sie wirklich wollen, ein offenes Ohr und jemanden, der ihnen Hoffnung und Licht schenkt.

Ich setze mich zudem für die Unterstützung von Geflüchteten ein, um ihre gerechte Integration zu gewährleisten. Nichts macht glücklicher, als Gesichter mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft erhellt zu sehen. Ich bin froh, etwas bewirken zu können, und es ist eine Ehre, trotz meiner eigenen Fluchtgeschichte im »Lighthouse Welcome Center®« gearbeitet zu haben.

Ich schätze es, dass München solidarisch, partizipativ und engagiert ist und damit freiwilliges Engagement ein wichtiger Ansatz wird, bei dem jede/r die Gelegenheit hat, sich zu beteiligen und einen sinnvollen Beitrag zu leisten.

Wie ich es selbst im »Lighthouse Welcome Center®« erlebt habe, werden Jugendliche auch Repräsentanten für den Frieden, während sie sich miteinander über Wahrnehmungs-, Kultur-, Verhaltens- und Haltungsentwicklung austauschen. Die Flüchtlinge kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern; sind in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen, ihr sozialer Hintergrund unterscheidet sie ebenso wie Kleidung und Sprache.

Aber es eint sie tiefe Sehnsucht nach Frieden auf der Erde: Diese Schlagworte klingen zunächst wie ein Rezept für erfolgreiche Kommunikation zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichen kulturellen sowie religiösen Prägungen. In der ehrenamtlichen Arbeit mit Geflüchteten scheint die Kompetenz, sich über Länder-, Sprach- und Kulturgrenzen hinweg verständigen zu können, geradezu zentral. Vielfach funktioniert dieser Austausch gut und die respektvolle und unterstützende Begegnung mit geflüchteten Menschen gelingt.

Immer wieder kann es zu Missverständnissen oder
gar zu Enttäuschung kommen, in etwa dann, wenn ein Geschenk oder Ratschlag nicht angenommen oder eine Einladung ausgeschlagen wird.
Jedoch habe ich in den letzten Jahren erlebt, wie Integration in unserer vielfältigen Gesellschaft gelingen kann. In einer Gesellschaft, in der viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, ist ein gegenseitiges Verständnis nötig, daraus ergibt sich das Ziel des »Lighthouse Welcome Centers®«: eine wertschätzende, widerstandsfähige und vielfältige Zukunft zu fördern, während Menschen aus verschiedenen Kulturen sich begegnen.

Interkulturelles Verständnis ist eine echte Herausforderung für jede/n Einzelnen und für die ganze Gesellschaft – im Allgemeinen ist dies das Allerwichtigste für den gelingenden Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Das Lighthouse Welcome Center®

Ich denke, dass Integration daher auch Prozesse der Wahrnehmungs-, Kultur-, Verhaltens- und Haltungsentwicklung umfasst, nämlich die so genannte kulturelle Integration. Das Kennenlernen der deutschen Kultur und der Kultur des jeweiligen Gegenübers ist von zentraler Bedeutung, um das gegenseitige Verständnis zu erleichtern und die Partizipation in die Tat umsetzen zu können.

Während meiner langjährigen Tätigkeit als interkultureller Vermittler sowohl für internationale Soldaten als auch für ehrenamtlich Enga- gierte in meiner Heimat Afghanistan, in Indien, Pakistan und jetzt als Migrations- und Integrationsberater in Deutschland war und bin ich täglich mit vielen verschiedenen Geflüchteten und deren kulturellen Missverständnissen konfrontiert.

Ich möchte meine Erfahrungen in die Gesellschaft einbringen. Damit geht ein starker Wunsch von mir in Erfüllung, etwas für eine friedlichere Gesellschaft beitragen zu können und ich freue mich auf die Herausforderungen, die damit verbunden sind.

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Raphael Müller-Hotop

Ich heiße Raphael Müller-Hotop, bin Psychologe und war von Oktober 2014 bis August 2019 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des NeuLand e.V.. Es begeistert mich jedes Mal aufs Neue das Engagement der AutorInnen und Ehrenamtlichen mitzuerleben und gemeinsam mit so vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen dieses verbindende Projekt mitzugestalten. Was mir an NeuLand außerdem besonders gefällt ist der Austausch mit den AutorInnen und unser Ziel, durch die Vermittlung eines breiten Spektrums an Perspektiven Verstehen, Kennenlernen und Dialog zu fördern.