
2018 hat gut begonnen: ich konnte endlich meine Ausbildung anfangen. Normalerweise wollte ich im September 2017 meine Lieblingsausbildung in einem Dentallabor in Nandlstadt anfangen, aber es gab viele Probleme bei den Verfahren, und ich war so traurig. Drei Monate habe ich gekämpft, habe mir einen Anwalt in Deutschland und einen in Afghanistan genommen, musste viel arbeiten, um sie zu bezahlen, und ich musste auch viel mit mir kämpfen, nicht aufzugeben, immer weiter zu machen und nach Lösungen zu suchen. Immer wieder bin ich zur Ausländerbehörde gegangen, sicher 15 bis 20 Mal. Da kannten mich alle schon und haben mich gefragt, was ich die ganze Zeit da mache. Ich wollte mit ihnen reden über meine Ausbildung und Arbeitserlaubnis. Logisch, dass ich sie genervt habe, aber ich war auch so sauer, dass ich meine Ausbildung damals nicht anfangen durfte. Ich will gerne nach vorne schauen, aber wenn ich ehrlich bin, schaue ich immer nach hinten, was mir hier in Deutschland seit vier Jahren alles passiert ist, weil das so hart war. Eigentlich ist ja jetzt alles gut, aber ich kann den Behörden noch nicht trauen, weil meine Erfahrungen so schlecht waren. Leider fehlt noch der letzte Gerichtsbescheid für mein Asylverfahren. Das ist meine letzte Chance. Wenn der Bescheid positiv ist, dann kann ich vor Glück fliegen. Und wenn er negativ ist, dann muss ich wieder kämpfen. Ein afghanisches Sprichwort sagt, wenn es ein Problem gibt, dann gibt es auch eine Lösung. Das gibt mir Hoffnung, aber ich muss die Lösung dann auch finden. Sechs Jahre bin ich jetzt von zu Hause weg, seit vier Jahren in Deutschland. Und wenn ich was gelernt habe in diesen Jahren, dann ist es kämpfen. Etwas, was ich nie lernen wollte. Aber es hat mich ziemlich stark gemacht.
Illustration: Antje Krüger